Yoga bei Morbus Crohn

 

Yoga bei Morbus Crohn: 

Die uralte Kunst, den inneren Frieden wiederherzustellen


"Wenn der Körper leidet, so beruhige den Geist.
Wenn der Geist ruhig wird, so heilt auch der Körper."





Was ist eigentlich Morbus Crohn?

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Das bedeutet, dass sie in der Regel ein Leben lang besteht und in Schüben verläuft – es gibt Zeiten, in denen die Symptome kaum spürbar sind, und Phasen, in denen sie aufflammen und Beschwerden verursachen.

Bei dieser Erkrankung richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Verdauungstrakt, als würde es fälschlicherweise einen Feind erkennen, wo keiner ist. Diese Immunreaktion führt zu Entzündungen – und zwar nicht nur an der Oberfläche, sondern tief durch alle Schichten der Darmwand hindurch. Besonders häufig betroffen ist das letzte Stück des Dünndarms und der Anfang des Dickdarms, aber theoretisch kann Morbus Crohn vom Mund bis zum After überall im Verdauungssystem auftreten. Anders als bei verwandten Krankheiten wie der Colitis ulcerosa, bei der die Entzündung zusammenhängend verläuft, zeigt sich Morbus Crohn oft „fleckenhaft“ – gesunde Abschnitte wechseln sich mit entzündeten Stellen ab.

Die Symptome sind oft sehr belastend. Viele Betroffene leiden unter wiederkehrenden Bauchschmerzen, meist im rechten Unterbauch, begleitet von chronischem Durchfall, der selten blutig ist. Dazu kommen häufig starker Gewichtsverlust, Müdigkeit und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Manche Menschen haben zusätzlich mit Entzündungen an den Gelenken, der Haut oder den Augen zu kämpfen – das nennt man dann extraintestinale Manifestationen, also Beschwerden außerhalb des Darms.

Warum diese Krankheit entsteht, ist noch nicht vollständig geklärt. Die Medizin vermutet ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren: genetische Veranlagung, eine veränderte Zusammensetzung der Darmflora, eine überaktive Immunantwort und Umweltfaktoren wie Ernährung oder Stress. Auch wenn Morbus Crohn nicht direkt durch psychische Belastung verursacht wird, zeigen viele Studien, dass Stress Schübe begünstigen oder verstärken kann.

Da es bislang keine Heilung im klassischen Sinn gibt, besteht das Ziel der medizinischen Behandlung vor allem darin, die Entzündungen zu kontrollieren, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Je nach Schwere der Erkrankung kommen entzündungshemmende Medikamente, moderne Antikörpertherapien oder in manchen Fällen auch operative Eingriffe zum Einsatz. Dabei rückt in den letzten Jahren immer mehr auch der Lebensstil in den Fokus – insbesondere achtsame Bewegung, bewusste Ernährung und Techniken zur Stressbewältigung. Genau hier kann Yoga eine große Unterstützung sein.


Was kann ich selbst tun, um mich besser zu fühlen?


Yoga ist wie ein „Reset-Knopf“ für das Nervensystem.

Sanfte Bewegung (Asana), bewusste Atmung (Pranayama) und geistige Zentrierung (Meditation) aktivieren den Parasympathikus – die „Heilungsseite“ deines Nervensystems.

 Wenn du regelmäßig Yoga übst, passiert Folgendes:

  • Dein Herzschlag verlangsamt sich.
  • Deine Atmung wird tiefer.
  • Der Blutdruck sinkt.
  • Entzündungsprozesse im Körper werden natürlich herunterreguliert.
  • Der Darm wird besser durchblutet und kann sich regenerieren.
  • Stresshormone wie Cortisol werden reduziert.
  • Das Immunsystem findet ein neues Gleichgewicht.

Besonders Meditation und Pranayama sind hier wie Balsam:

  • Sie geben dem Geist eine Ruhepause – und in dieser Pause darf der Körper heilen.



Wie Yoga bei Morbus Crohn unterstützen kann

Morbus Crohn ist nicht nur eine Erkrankung des Darms – er betrifft den ganzen Menschen. Viele Betroffene berichten, dass sie sich nicht nur körperlich erschöpft fühlen, sondern auch seelisch aus dem Gleichgewicht geraten: durch die ständigen Beschwerden, die Ungewissheit, die Einschränkungen im Alltag. Yoga setzt genau hier an – nicht als Heilmittel im engeren Sinn, sondern als ein sanfter, ganzheitlicher Weg, der Körper, Geist und Atem wieder in Einklang bringen kann.

Im Zentrum steht dabei das Nervensystem – vor allem der sogenannte Parasympathikus, der Teil unseres vegetativen Nervensystems, der für Entspannung, Regeneration und Verdauung zuständig ist. In Zeiten von Stress – ob durch äußere Umstände oder innere Unruhe – wird dieser beruhigende Teil des Nervensystems oft überlagert vom Sympathikus, der für Kampf, Flucht und Alarmbereitschaft zuständig ist. Genau dieser Zustand kann bei Morbus-Crohn-Betroffenen Entzündungen verstärken oder einen Schub begünstigen.

Yoga kann helfen, diesen inneren Alarmzustand zu durchbrechen. Durch sanfte Körperübungen, bewusste Atmung und Meditation wird das parasympathische System aktiviert – der Körper findet zurück in einen Zustand, in dem Heilung überhaupt erst möglich wird.

Die Bewegung im Yoga ist achtsam, langsam und bewusst. Gerade in Phasen der Entzündung oder Erschöpfung ist das wichtig. Sanfte Übungen, die den Bauchraum nicht überfordern, sondern durchbluten und entspannen, können Krämpfe und Druckgefühle lindern. Drehhaltungen – sehr sanft ausgeführt – wirken wie eine innere Massage für den Darm. Rückbeugen öffnen den Brustkorb, verbessern die Atmung und bringen Weite, wo sich zuvor vielleicht Enge angefühlt hat.

Ebenso bedeutend ist der Atem, der im Yoga als Brücke zwischen Körper und Geist verstanden wird. Bestimmte Atemtechniken, vor allem die Wechselatmung (Nadi Shodhana) oder die vollständige yogische Atmung (Dirgha Pranayama), wirken nachweislich beruhigend auf das Nervensystem. Sie verlangsamen den Herzschlag, senken den Blutdruck und bringen eine spürbare innere Ruhe – und damit auch Entspannung in den Bauchraum.

Nicht zu vergessen ist die Meditation. Für viele Menschen mit chronischen Erkrankungen ist der Umgang mit Gedanken und Ängsten eine tägliche Herausforderung. Regelmäßige Meditation kann helfen, den Geist zu klären, Abstand zu gewinnen und mit schwierigen Momenten gelassener umzugehen. Auch geführte Tiefenentspannung wie Yoga Nidra – eine Art bewusster, schlafähnlicher Zustand – kann dabei helfen, die tiefe Erschöpfung, die viele erleben, etwas aufzufangen.

Man könnte sagen: Yoga bringt nichts, was du nicht schon in dir trägst – aber es hilft dir, wieder Zugang dazu zu finden. Zu deiner Kraft, zu deiner Ruhe, zu deinem inneren Gleichgewicht. 



Alles hängt zusammen


Wenn wir über Morbus Crohn sprechen, dann sprechen wir nicht nur über den Darm, sondern über den ganzen Menschen. Die Symptome mögen im Bauch stattfinden, doch sie wurzeln tiefer – im Nervensystem, im Immunsystem, im Lebensrhythmus. Und ebenso wirkt auch Heilung nicht nur an einer Stelle, sondern im ganzen System, in der Verbindung zwischen Körper, Geist, Atem und Ernährung.

Der Darm ist ein sehr sensibles Organ. Er reagiert auf alles, was wir ihm geben – aber auch auf das, was um uns herum geschieht. Unser sogenanntes Bauchhirn, das enterische Nervensystem, steht in ständiger Verbindung mit dem Gehirn über den Vagusnerv. Es ist wie eine alte Leitung, auf der ständig Informationen in beide Richtungen fließen. Wenn wir also unter Stress stehen, wenn wir Angst haben, wenn wir überfordert sind, dann kommt diese Anspannung direkt auch im Bauch an. Die Muskulatur verkrampft, die Durchblutung nimmt ab, die Verdauung wird gehemmt – und für Menschen mit Morbus Crohn kann das eine Entzündung verschärfen oder einen Schub auslösen.

In der westlichen Medizin wird oft versucht, diese Entzündungen zu kontrollieren – mit Medikamenten, die das Immunsystem bremsen oder den Darm beruhigen sollen. Das ist wichtig. Aber was oft vergessen wird: Wenn wir den Körper nicht auch in einen Zustand der inneren Ruhe bringen, bleibt er im Alarmmodus. Und in diesem Zustand ist echte Regeneration kaum möglich.

 

Hier beginnt die Bedeutung von Yoga.

 

Yoga wirkt wie ein sanftes Gegenmittel zur Daueranspannung. Es hilft, das Nervensystem zu regulieren, es wieder in einen Zustand zu führen, in dem Heilung überhaupt stattfinden kann. Besonders wichtig ist dabei der Parasympathikus – der Teil des Nervensystems, der für Ruhe, Erholung und Verdauung zuständig ist. Yoga – in seiner Gesamtheit – aktiviert genau diesen Teil. Durch sanfte Bewegungen, die den Bauchraum nicht überfordern, sondern ihn achtsam bewegen und durchbluten. Durch bewusste Atmung, die uns wieder mit dem Moment verbindet. Und durch Meditation, die dem Geist erlaubt, für einen Moment still zu werden.

Gerade Meditation und Pranayama – also Atemübungen – sind kraftvolle Werkzeuge. Sie wirken nicht nur beruhigend, sondern auch ausgleichend. In der Wechselatmung zum Beispiel balancieren sich beide Gehirnhälften aus, der Herzschlag wird ruhiger, die inneren Organe erhalten mehr Sauerstoff. In der tiefen Bauchatmung weitet sich der Raum in dir, der so oft verkrampft oder zusammengedrückt ist. Und wenn der Atem ruhig wird, dann folgt der Geist – und dann folgt auch der Körper.

Auch die Ernährung ist Teil dieses Zusammenspiels. Wenn wir gehetzt essen, in Unruhe oder nebenbei, dann wird der Darm das merken – nicht nur mechanisch, sondern auch energetisch. Achtsames, ruhiges Essen in einer Atmosphäre der Dankbarkeit wirkt beruhigend und fördernd auf die Verdauung. Und eine leichte, nährende Ernährung – warm, natürlich, nicht zu schwer – kann den überreizten Darm entlasten und die Entzündung nicht weiter befeuern.

 


So wird aus vielen kleinen Elementen ein Kreis der Unterstützung:

Bewegung bringt den Atem in Fluss. 

Der Atem beruhigt das Nervensystem. 

Ein ruhiges Nervensystem entlastet den Darm. 

Ein entspannter Darm nimmt Nahrung besser auf. 

Und gute Nahrung gibt dem Körper Kraft für neue Bewegung.

Man könnte sagen: Yoga lehrt uns nicht nur, uns zu dehnen – sondern uns zu spüren. Und das ist oft der erste Schritt zur Heilung.



Mein persönlicher Weg mit Morbus Crohn – Eine Reise nach innen



Die Diagnose Morbus Crohn kam im Jahr 2012 in mein Leben – und mit ihr eine Zeit voller Unsicherheit, Angst und innerer Kämpfe. Anfangs war es schwer für mich, diese Krankheit anzunehmen. Ich fühlte mich fremd im eigenen Körper, überfordert mit all den Veränderungen, Symptomen und Einschränkungen. Es dauerte, bis ich den Weg der Annahme fand – und mit ihm einen Zugang zu mir selbst, der weit über das Körperliche hinausging.

Ein Wendepunkt war meine Begegnung mit Yoga. Was zunächst nur eine sanfte Bewegungspraxis war, wurde für mich nach und nach zu einem heilsamen Raum – einem sicheren Ort, an dem ich mich wieder spüren konnte. In der Stille der Asanapraxis fand ich nicht nur körperliche Entlastung, sondern auch wieder Vertrauen in mich selbst. Ich spürte, wie mein Körper aufmerksamer wurde, wie ich wieder lernen konnte, seine Sprache zu verstehen.

Während einer Reha lernte ich zusätzlich Qi Gong kennen – eine weitere stille, fließende Praxis, die mich noch tiefer mit meinem Inneren verband. Durch all diese Erfahrungen begann ich, den Fokus bewusst nach innen zu richten. Ich begann, mit meiner Erkrankung zu kommunizieren – nicht im Widerstand, sondern im Dialog. Ich lauschte, beobachtete, reflektierte. Ich lernte, Muster zu erkennen: wann ein Schub kam, unter welchen Umständen, mit welchen inneren Zuständen er vielleicht verknüpft war.

Diese Achtsamkeit brachte ein tiefes Verständnis – nicht nur für meinen Körper, sondern auch für mein ganzes Wesen. Ich lernte, meine Gedanken, Gefühle und Emotionen bewusster wahrzunehmen, statt mich von ihnen überwältigen zu lassen. Der Morbus Crohn wurde nicht mehr nur zum Feind, sondern zu einem Lehrer. Er forderte mich heraus – und führte mich zugleich zu mehr Verbindung mit mir selbst.

Die regelmäßige Yogapraxis schenkte mir nicht nur körperliche Linderung, sondern auch neues Selbstbewusstsein. Ich fühlte mich wieder kraftvoller, aufrechter – im wahrsten Sinne des Wortes. Auch die yogisch inspirierte Ernährung gab mir Orientierung. Nicht als starre Regel, sondern als liebevoller Leitfaden, um meinen Körper sanft, achtsam und nährend zu begleiten.

 

Heute weiß ich: Der Weg der Heilung ist nicht immer geradlinig. Aber er beginnt mit dem Zuhören. Mit dem Innehalten. Und mit dem Mut, sich selbst ehrlich zu begegnen – mit allem, was da ist.

 


Sanfte Yoga-Routine für den Alltag mit Morbus Crohn

(Dauer: ca. 15–25 Minuten – flexibel)

Du brauchst nur eine Yogamatte oder eine weiche Unterlage



1. Ankommen & Atem spüren (2–3 Minuten)

Setz dich bequem – im Schneidersitz, auf einem Kissen oder auf einem Stuhl.

Schließe die Augen. Lege eine Hand auf den Bauch, eine auf das Herz.

Spüre, wie der Atem kommt und geht.

Versuche nichts zu verändern – nur beobachten. 

Wenn du möchtest: beim Einatmen sagen: „Ich atme Ruhe ein.“

Beim Ausatmen: „Ich lasse los.“


2. Knie-zur-Brust (5 Atemzüge je Seite, dann beide Beine)

Lege dich auf den Rücken. Ziehe das rechte Knie zur Brust, linkes Bein gestreckt.

Atme tief in den Bauch – du kannst dir vorstellen, du massierst sanft den Darm.

Dann Seite wechseln. Danach beide Knie gleichzeitig zur Brust nehmen. 

Diese Übung unterstützt die Verdauung, löst Spannungen und Gase im Bauchraum.


3. Sanfte liegende Drehung (1–2 Minuten je Seite)

Bleibe auf dem Rücken. Ziehe beide Knie zur Brust, dann lass sie zur rechten Seite sinken.

Arme geöffnet, Blick nach links. Tiefe Atemzüge. Danach zur anderen Seite. 

Diese Drehung wirkt entgiftend, entblähend und beruhigend auf Bauch und Nervensystem.


4. Katze-Kuh (1–2 Minuten)

Komme in den Vierfüßlerstand.

Einatmen: Rücken sanft nach unten, Blick leicht heben („Kuh“)

Ausatmen: Rücken wölben, Kinn zum Brustbein („Katze“)

Bewege dich im Rhythmus deines Atems.

Das ist wie ein sanftes Schaukeln für deine Wirbelsäule und deinen Bauch – sehr wohltuend.


5. Kindhaltung (2 Minuten)

Setze dich auf die Fersen, Stirn auf den Boden oder ein Kissen, Arme nach vorne oder neben dem Körper.

Atme in den Rücken – spüre, wie du ganz klein wirst und doch geborgen bist. 

Diese Haltung gibt Sicherheit, hilft bei Bauchkrämpfen und innerer Unruhe.



6. Abschluss: Kurze Meditation oder Atemübung (5 Minuten)

Setze dich noch einmal oder lege dich hin.

Wähle, was dir heute guttut: 

  • Nadi Shodhana (Wechselatmung – bei innerer Unruhe)
  • Geführte Körperreise: Spüre vom Scheitel bis zu den Füßen durch deinen Körper.
  • Oder einfach stilles Sitzen mit dem Atem.


🤍 Abschlussritual

Lege die Hände vor dem Herzen zusammen.

Verneige dich sanft vor dir selbst – mit Dank für deinen Körper, dein Durchhalten, deine Fürsorge.


 Wichtig: 

Kein kraftvolles Yoga während eines Schubs – da üben wir Ahimsa (Nicht-Verletzen)! 

Sanft wie der Morgenwind soll deine Praxis sein.




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