Chandra Namaskar- Der Mondgruß
Der Mondgruß - Chandra Namaskar
In der Stille und tiefen Weisheit dieses Grußes verbirgt
sich eine Ruhe, die wir von der kühlen, sanften Präsenz des Mondes lernen
können. Wenn der Sonnengruß ( Surya Namaskar ) das kraftvolle Feuer und die
Vitalität der Sonne in uns weckt, so lädt der Mondgruß uns ein, uns in die
sanfte, empfangende und kühlende Energie des Mondes zu vertiefen. Für viele,
die in hektischen, aktiven Rhythmen des Alltags leben, kann Chandra Namaskar
eine Oase der Ruhe und des Ausgleichs sein – ein Weg, den inneren Raum zu pflegen,
das Bewusstsein zu erweitern und die Balance wiederzufinden.
Was ist der Mondgruß (Chandra Namaskar)?
Chandra Namaskar ist eine Abfolge von Yoga-Asanas
(Körperhaltungen), die als Hommage an den Mond und seine Qualitäten entwickelt
wurden. Im Gegensatz zum Sonnengruß, der oft am Morgen praktiziert wird, kann
der Mondgruß am Abend oder in Zeiten der Ruhe und Reflexion geübt werden, um
das Nervensystem zu beruhigen und das innere Gleichgewicht zu fördern.
Diese Praxis betont, anders als der dynamische Fluss des Sonnengrußes, einen eher fließenden, langsamen Rhythmus, der uns ermutigt, das Bewusstsein auf unseren Atem, unsere Bewegungen und die subtilen Energien im Körper zu lenken.
Nutzen des Mondgrußes
Der Mondgruß hat eine Vielzahl von Vorteilen, sowohl auf
körperlicher als auch auf mentaler und energetischer Ebene:
Körperliche Balance und Flexibilität : Durch die sanften,
fließenden Bewegungen werden vor allem die seitlichen Körperpartien gestützt
und gestärkt. Die Abfolge der Asanas bringt Flexibilität und Balance in die
Wirbelsäule und öffnet die Hüften, Schultern und Flanken.
Kühlende und beruhigende Wirkung : Während der Sonnengruß
die aktivierte Energie der Sonne widerspiegelt, steht der Mondgruß für die
kühlende und beruhigende Energie des Mondes. Diese Praxis ist besonders
hilfreich, um den Körper nach einem anstrengenden Tag abzukühlen und Stress
abzubauen.
Stärkung der Verbindung zur eigenen Intuition : Indem wir
die ruhige, nach innen gerichtete Energie des Mondes nutzen, können wir lernen,
stiller zu werden und unsere eigene Intuition und innere Stimme klarer
wahrzunehmen. Der Mondgruß ist eine Möglichkeit, sich mit den tieferen
Schichten unseres Bewusstseins zu verbinden.
Förderung des Schlafs und der Regeneration : Da der Mondgruß
das parasympathische Nervensystem stimuliert, wirkt er beruhigend und fördert
einen erholsamen Schlaf. Er ist ideal, um vor dem Zubettgehen praktiziert zu
werden, da er Körper und Geist auf natürliche Weise zur Ruhe bringt.
Stärkung der inneren Balance : Der Mondgruß unterstützt uns
dabei, die Rechte und linke Seite des Körpers und somit die Energien von
Aktivität und Ruhe in uns zu harmonisieren. In diesem Gleichgewicht finden wir
ein tieferes Gefühl von Ganzheit und Ruhe.
Die Praxis des Mondgrußes
Hier ist eine einfache Anleitung für eine Mondgruß-Sequenz. Diese kann in einem ruhigen Raum mit gedämpftem Licht oder sogar im Mondschein
praktiziert werden – je ruhiger das Umfeld, desto tiefer kann die Praxis
wirken.
Malasana (Hockhaltung) : Zu Beginn gehe in die Hocke, indem du die Füße etwas weiter als hüftbreit auseinanderstellst (ca Mattenbreit- die Zehen zeigen leicht nach Außen) und die Knie beugst. Diese Haltung erdet und fördert die Ruhe in deinem Inneren.
Tadasana (Berghaltung) : Stehe aufrecht und lasse den Atem gleichmäßig fließen. Fühle dich fest verwurzelt, aber gleichzeitig offen für die sanfte Energie des Mondes.
Urdhva Hastasana (Gestreckte Berghaltung) : Atme ein und
hebe die Arme weit nach oben. Lass dabei die Energie des Mondes in dich
hineinströmen und nimm die Weite in Brust und Herz wahr.
Chandrasana (Halbmond) : Beuge den Oberkörper sanft zur
rechten Seite und spüre die Dehnung in die linke Körperflanke. Diese sanfte
Biegung fördert die Öffnung der Körperseiten und hilft, Raum im Atem zu
schaffen. Atme tief und ruhig.
Utkata Konasana (Göttinnenhaltung) : Trete breit
auseinander, drehe die Füße nach außen und beuge die Knie, sodass du in einer
stabilen, offenen Haltung stehst. Strecke die Arme nach oben oder beuge deine Ellenbogen und
spüre, wie du Verwurzelung und innere Stärke findest.
Trikonasana (Dreieckshaltung) : Drehe den rechten Fuß nach
außen und strecke dich sanft nach rechts, während die linke Hand nach oben
zeigt. Diese Haltung bringt Länge und Dehnung in die Körperflanken und vertieft
das Gefühl der Balance.
Parsvottanasana (Pyramide): Mit einem Einatmen richte dich
sanft auf, hebe den Oberkörper und bringe beide Arme seitlich nach oben, sodass
du wieder aufrecht in der Mitte stehst. Drehe nun den linken Fuß weiter nach
innen, sodass die Zehen etwa 45 Grad nach vorne zeigen. Der rechte Fuß bleibt
vorne ausgerichtet. Lege die Hände in Namaste (Gebetshaltung). Atme tief ein,
verlängere die Wirbelsäule und finde Länge vom Scheitel bis zur Hüfte, bevor du
in die Vorwärtsbeuge gehst. Beim Ausatmen beginne, den Oberkörper sanft über
das rechte Bein zu senken. Die Pyramidenhaltung hat durch ihre Vorwärtsbeuge
eine beruhigende Wirkung auf den Geist. Sie hilft, die Gedanken zu sammeln und
zur Ruhe zu kommen.
Anjaneyasana (Krieger im Halbmond) : Bringe den rechten Fuß
nach vorne und lasse das linke Knie sanft auf dem Boden ruhen. Hebe die Arme
nach oben und spüre die Dehnung in den Hüften und die Weite im Brustraum.
Skandasana (Seitlicher Hocke-Sitz): Stehe breitbeinig. Verlage das Gewicht auf ein Bein, beuge es tief, das andere bleibt gestreckt. Die Hände können vor der Brust oder auf dem Boden für Balance platziert werden. Behalte eine aufrechte Haltung.
Wiederhole die Sequenz auf der anderen Seite : Wiederhole die Abfolge in umgekehrter Reihenfolge mit der linken Seite, um die Balance zu fördern.
Malasana (Hockhaltung) : Zum Abschluss gehe in die Hocke, indem du die Füße etwas weiter als hüftbreit (ca Mattenbreit- die Zehen zeigen leicht nach Außen) auseinanderstellst und die Knie beugst. Diese Haltung erdet und fördert die Ruhe in deinem Inneren.
Tipps für die Praxis
Langsame Atmung : Lasse den Atem langsam und gleichmäßig
fließen. Nimm dir Zeit, um in jeder Position Ruhe zu finden und die Energie des
Mondes zu spüren.
Visualisierung : Stelle dir den Mond vor – sein Licht, seine
Ruhe und seine Klarheit. Lasse dich von seiner Energie leiten und beruhigen.
Achtsamkeit : Halte deinen Geist sanft auf die Bewegungen
und auf die Empfindungen im Körper gerichtet. So wird die Praxis eine
Meditation in Bewegung.
Abschlussgedanken
Der Mondgruß ist mehr als nur eine Abfolge von Haltungen –
er ist eine Einladung, die tiefere, ruhige Energie in uns selbst zu entdecken
und zu ehren. In der heutigen Zeit, in der unser Alltag oft von Aktivität und
Dynamik geprägt ist, bietet Chandra Namaskar einen wertvollen Ausgleich und
lädt uns ein, in die sanften Rhythmen der Natur und unseres eigenen Wesens
einzutauchen.
Möge diese Praxis uns daran erinnern, dass wir, wie der
Mond, auch Phasen der Ruhe und des Rückzugs brauchen, um voll und ganz zu
strahlen.